Korvettengeschwader Minensuchgeschwader Schnellbootgeschwader Ubootgeschwader
Eckernförde, 30.03.2005
Mit fortschreitendem Transformationsprozess der Bundeswehr verändert sich die
Struktur der Marine in entscheidendem Maße. Jetzt wurden aus dem
Marinesicherungsbataillon 1 die Marineschutzkräfte.
Das Eine kommt, das Andere geht. Mit einer feierlichen Musterung löste der stellvertretende Befehlshaber der Flotte, Konteradmiral Gottfried Hoch, das Marinesicherungsbataillon 1 in seinem Bestehen auf. Gleichzeitig wurden die Marineschutzkräfte aufgestellt. Die Leitung übernahm Fregattenkapitän Bernd Rehr.
Durch die Aufstellung der Marineschutzkräfte ist ein weiterer Schritt im Transformationsprozess der Deutschen Marine gemacht worden.
Zum Aufgabenspektrum der Marineschutzkräfte zählen das Sichern, Schützen und Unterstützen der Schiffe, Boote und Flugzeuge der Marine und anderer zugewiesener Einrichtungen und Objekte. Die Soldaten der Marineschutzkräfte können in den Einsatzgebieten an Bord von Schiffen und Booten sowie an Land im Bereich von Häfen, Reeden und küstennahen Gewässern eingesetzt werden. Die Marineschutzkräfte sind für den Schutz des Einsatzverbandes im Hafen zuständig. Die Soldaten aus Eckernförde, die zum Verband abgestellt wurden, werden diese Aufgabe übernehmen.
Die Marineschutzkräfte werden der Einsatzflottille in Kiel unterstellt.
Die MSK selbst sollen zukünftig auch über vier
eigene Schiffe verfügen, voraussichtlich Minenjagdboote der Frankenthal-Klasse
(bislang Olpenitz). Der Konteradmiral erwartet von den "hochmobilen und äußerst
flexibel einsetzbaren" Marineschutzkräften ein deutliches Plus in den
Fähigkeiten der Flotte, Krisensituationen zu bestehen und sicher ihren Auftrag
zu erfüllen.
Ähnliches hatte zuvor auch der Vorgängerverband, die Marinesicherer, bewiesen.
Vor fünfeinhalb Jahren wurde der erste Zug in den Kosovo verabschiedet.
Anschließend riss die Kette von Einsätzen – ob im Kosovo, in Dschibuti oder im
Mittelmeer – nicht mehr ab. Viele neue Aufgaben kamen in kurzer Zeit hinzu,
darunter das "Boarding" genannte Überprüfen verdächtiger Schiffe.
Das Btl MSK
besteht aus:
- Stab und StVersKp (neu! Früher gab es nur einen StabZg)
mit FNZg
- 3 MSK Kp
Jede MSK Kp:
- 3 MSK Zg zu 3 MSK Grp mit MGTrp, ScharfschTrp, PzAbwTrp
(MILAN)
- 1 MSK Zg zu 3 MSK Grp (1 Grp mobile Überwachungstechnik
mit u.a. Sonargeräten, 1 Grp "für den seeseitigen Schutz" mit Sperren, 1 Grp
"für die Absicherung des Luftraumes" mit FlgF).
Aufgaben des Verbandes:
- Sicherung vor Angriffen an Land, über und unter Wasser
sowie aus der Luft.
- Sicherung von Flugplätzen, Häfen, Piers, Unterkünfte,
Schiffe, Boote, Flugzeuge.
- Schutz von Transportrouten, Bewegungslinien,
Unterkünften, besonders gefährdete Personen.
Ausstattung und Ausrüstung:
- eigene Boote
- vorläufig: LKW 2 t gl
- ATF DINGO
- FlF
- MG3
- G36
Marineschutzkräfte (MSK)
Die Marineschutzkräfte sind neben den Spezialisierten Einsatzräften Marine der einzige infanteristische Verband der Deutschen Marine.
Der Verband Marineschutzkräfte wurde am 1. April 2005 aufgestellt. Ein Großteil der Soldaten der Marineschutzkräfte wurde aus dem am 31. März 2005 aufgelösten Marinesicherungsbataillon 1 übernommen.
Die Aufgaben der in Eckernförde stationierten Einheit umfassen ein weitläufiges Gebiet an Land, in Häfen oder in küstennahen Gewässern, wofür ihnen in naher Zukunft umgebaute Minenjagdboote der FRANKENTHAL-Klasse zur Verfügung gestellt werden.
Die Marineschutzkräfte schützen und unterstützen die Einheiten der Marine, deren Einrichtungen und andere Objekte gegen Angriffe terroristischer Kräfte, um die Überlebensfähigkeit der Angehörigen der Bundeswehr, die Funktionsfähigkeit wichtiger Infrastruktur und die Durchsetzungsfähigkeit eigener Kräfte zu sichern. Die Marineschutzkräfte sind an Land, im Bereich von Häfen, Reeden und küstennahen Gewässern tätig.
Sie wirken mit ihren Mitteln insbesondere im Verbund mit anderen See- und Seeluftstreitkräften und sind auf enge Zusammenarbeit angewiesen. Dies schließt einen streitkräftegemeinsamen oder multinationalen Einsatz ein.
- Land- und Seeseitiger Schutz maritimer Einheiten und deren Einrichtungen an Land, in Häfen und auf Reeden im In- und Ausland;
- Schutz der Einheiten der Marine in See durch den bordgestützten Einsatz;
Nachrichtengewinnung durch den Feldnachrichtenzug zum Schutz eigener Kräfte und zur Unterstützung des taktischen Führers im Einsatzgebiet;
- Aufbau, Betrieb und Schutz des Abstützpunktes der Marine;
- Schützen von Straßentransporten im In- und Ausland.
Im Zeichen des Sägefischs
Am Anfang waren sie 37 Mann. Monatelang sind sie durch Morast gerobbt, kilometerlang durch die eisige Ostsee geschwommen. Nur fünf haben die Ausbildung zum Minentaucher durchgehalten. Soldaten wie sie sind jetzt unterwegs in den Kampf gegen den Terror.
Station vier. Eine Kreuzung von
zwei Feldwegen. Fünf Soldaten in Tarnanzügen tauchen aus der Dunkelheit auf. Im
Schein seiner Taschenlampe sucht Marco Ascher den nächsten Kontrollpunkt, ein
einsames Haus, irgendwo im Hinterland von Eckernförde. Jetzt, fünf Uhr morgens,
ist es kalt, bitterkalt. Die Hälfte des 19 Kilometer langen Geländemarsches
haben sie jetzt hinter sich. Sie legen eine kurze Pause ein, Ascher und seine
vier Kollegen trinken lauwarmen Tee und essen Müsliriegel. Doch "das Schlimmste
kommt noch", sagt Ascher leise. Er redet von den zehn Kilometern Schwimmen in
der eiskalten Ostsee.
Für die Soldaten ist es die Abschlussprüfung. Wer am Nachmittag im Militärhafen
ankommt, der erhält den Sägefisch, das Abzeichen der Minentaucher der
Bundeswehr. 37 Soldaten hatten im Juli mit der Ausbildung begonnen. Nur Ascher
und die vier anderen standen den monatelangen Drill durch. Der 22-jährige
Zeitsoldat wirkt noch fit. Dafür, dass er seit zwei Uhr morgens über
Wassergräben springt, sich in Gebüschen versteckt und regelmäßig durch den
Morast robbt. Und jetzt soll er noch lächeln. Einfach so, weil der Ausbilder
sagt, jetzt lach mal. Er grinst, trotz Blasen an den Füßen. Später sagt
Chefausbilder Karl-Heinz Dietl: "ohne Schmerzen keinen Sägefisch".
Minentaucher sind auch auf den sechs Schiffen der Deutschen Marine dabei, die
gestern Wilhelmshaven verließen, um sich am internationalen Kampf gegen den
Terrorismus zu beteiligen. Die Schiffe sollen im Golf von Aden für die
Sicherheit der Seewege sorgen. Außerdem die Waffentransporte von
Terrororganisationen unterbinden und verhindern, dass Al-Qaida-Kämpfer auf dem
Seeweg von Afghanistan in andere Länder der Region reisen. Für eine monatliche
Taucherzulage von 180 € stehen die Minentaucher bereit, um zum Beispiel in 50
Metern Tiefe Grund- und Ankerminen zu entschärfen. Dazu müssen sie in der
Dunkelheit, die in diesen Tiefen herrscht, entweder Sprengsätze an den Minen
anbringen und sie aus der Entfernung zünden, oder sie müssen gar per Hand
entschärfen.
Mehr Flaum- als Bartträger
Eckernförde im Juli. In dem schleswig-holsteinischen Badeort sind alle
Kampfschwimmer und Minentaucher der Bundesmarine stationiert. Hier findet auch
die Aufnahmeprüfung zum Lehrgang für Waffentaucher statt. Wer diese erste Hürde
genommen hat, kann sich nach vier Monaten entscheiden, ob er Minentaucher werden
will oder Kampfschwimmer. Die müssen auch Unterwasser- und Landangriffe
ausführen; die Anforderungen sind so hoch, dass noch weniger Rekruten sie
erfüllen können, als bei den Minentauchern.
Im hinteren Teil der Kaserne liegt das Ausbildungszentrum mit Sportplatz,
Schwimmhalle, Lehrsälen, Büros. In der muffig riechenden Eingangshalle stehen 37
Soldaten stramm. Die Gesichter angespannt, die Augen geradeaus fixiert. Junge
Soldaten, 18, 20 im Durchschnitt, mehr Flaum- als Bartträger. Nachdenklich
mustert Kapitänleutnant Dietl die neuen Rekruten, von denen die meisten
Kampfschwimmer werden wollen. Ein Elitesoldat, so wie sie es aus Filmen kennen.
"Leider wird darin nie die Ausbildung gezeigt", sagt Dietl. Auf die bekommen die
Rekruten bei der zweitägigen Aufnahmeprüfung auf dem Sportplatz einen
Vorgeschmack. 5000 Meter Laufen in 25 Minuten sind da zum Beispiel gefordert,
und Ausbilder Frank Aßmann lässt die Neulinge spüren, was er von ihnen hält:
nicht viel, eigentlich gar nichts. Er schimpft, droht, lässt keinen Kandidaten
zur Ruhe kommen. Wer zwischen den Tests nicht zuhört, macht zehn Liegestütze.
"Nur wer gelassen bleibt", sagt Wolfgang Eisele, "der hat eine Chance,
durchzukommen." Der Psychologe gehört ebenfalls zum Ausbilderteam, ist bei allen
Tests dabei. Aufmerksam beobachtet Eisele den ersten Aussteiger. André, 22 Jahre
alt, stolpert würgend auf die Wiese neben der Tartanbahn. "Nicht fit" - die
Ausbilder haken André von der Liste ab, wie Gemüsehändler ihre bestellte Ware.
Schwer atmend erreichen Kai Dobschinski, 22 Jahre alt, aus Pirna, und Danny Born
aus Rostock, mit 24 der Älteste der Neulinge, das Ziel. Dobschinski war bei den
Marinefliegern und hat sich dort "gelangweilt". Born fuhr mit Schnellbooten zur
See. Beide reizt die "sportliche Ausbildung", sagen sie, dann mit leichtem
Zögern: "die Herausforderung, die Chance, etwas Besonders zu sein". Das Wort
"Elite" nimmt keiner in den Mund, aber natürlich geht es darum: zu einer
Eliteeinheit zu gehören.
Die ersten Tage des Lehrgangs. Vom Beckenrand verfolgt Chefausbilder Dietl die
Übungen: 1000 Meter Schwimmen in 25 Minuten, 30 Meter Tauchen. Anforderungen wie
für das Goldene Sportabzeichen. Die Ausbilder finden die Einstiegskriterien zu
lasch. Sie möchten schärfere. Dann aber, befürchtet Dietl, "erleben wir den
personellen Kollaps". Er ist schon froh, wenn jeder zehnte Teilnehmer den Test
besteht. Bei den Minentauchern ist fast jede zweite Stelle nicht besetzt, bei
den Kampfschwimmern jede fünfte Stelle. 500 000 Mark kostet die sechsmonatige
Ausbildung eines Soldaten zum Minentaucher. Die 15-monatige Ausbildung zum
Kampfschwimmer kalkuliert Dietl mit 1,5 Millionen Mark. Da "bleibt kein Platz
für Kompromisse", sagt der Kapitänleutnant.
Die Rambos scheitern
Mit verschränkten Armen verfolgt
Psychologe Eisele, wie sich die Soldaten in der Schwimmhalle gegenseitig
antreiben. "Normal", findet das der Psychologe, "denn alleine kommt hier keiner
durch." Alle Rekruten müssen einen psychologischen Fragebogen ausfüllen, bevor
sie ins Wasser dürfen. Die Antworten dienen als Grundlage für Eisele, um sich
ein Bild über die Persönlichkeit der einzelnen Soldaten machen zu können,
ergänzt durch Gespräche und Beobachtungen bei den Tests. So soll Eisele Spinner
ausfiltern. Die zwei bis drei Rambos, die es trotzdem in jedem Lehrgang gibt,
scheitern jedoch meist "an der eigenen Disziplinlosigkeit".
Einen Monat später, im August, haben 17 Rekruten aufgegeben. 20 Soldaten in
schwarzen Taucheranzügen stehen jetzt noch an der Hafenrampe des
Marinestützpunktes. Der Hauptgefreite Ascher zupft nervös an seinem Tauchanzug.
In der dunklen Hafenbrühe sollen sie in 250 Meter Entfernung eine Boje finden.
Neben Ascher wartet Johannes Zyros, der Exot der Gruppe. Der Hamburger war bei
den Fallschirmpackern in Bayern gelandet. Nicht gerade das, was sich der
Abiturient unter einem "spannenden Bundeswehralltag" vorgestellt hatte. Also
wollte er zu den Waffentauchern wechseln. 1 Meter 85 groß, schlank,
durchtrainiert - optisch wirkt er wie die Idealbesetzung. Doch er wird den
Lehrgang nicht bis zum Ende durchhalten.
Bei der Abschlussprüfung im Winter ist er nicht dabei. Jeden Tag Training, jeden
Tag schinden bis an die persönliche Leistungsgrenze. Sein Körper machte schlapp,
brauchte zu lange, um sich zu erholen. Der Traum vom Kampfschwimmer endete für
Zyros in der demütigenden Rückkehr zu den Fallschirmpackern, nicht mal Springen
dürfen sie da.
Ascher und seine Kollegen haben die letzten Kilometern des Geländemarsches
erreicht, sie sprinten über den nassen Strand. Auf einer Wiese ziehen sie sich
um, packen für den zweiten Teil der Abschlussprüfung Schwimmflossen und
Taucheranzug aus. Noch zehn Kilometer Ostsee trennen Ascher, Dobschinski und
Kollegen vom Sägefisch, der seit dem Zweiten Weltkrieg das Abzeichen der
maritimen Kleinkampfverbände ist - der Sägefisch, der zu den Hai-Rochen gehört,
kann bis zu sechs Meter lang werden und hat ein schwertartiges Maul. "30 Minuten
Frühstückspause", ruft Oberbootsmann Aßmann. Die Kartons mit Getränken und
Lebensmitteln liegen im Toilettenhaus. Der Türschlüssel ist in einem
Übungsminenfeld vergraben, die Eingangstür mit Übungshandgranaten gespickt. Die
Ausbilder schauen feixend zu, wie die Soldaten erst Minenfallen entschärfen und
dann hungrig in den Frühstückspaketen wühlen. Eingekeilt zwischen Toilettentür
und Gang kaut der Hauptgefreite Ascher einen Schokoriegel. Ihm ist anzusehen,
dass er sofort einschlafen könnte. Doch seine Augen verfolgen unruhig, was um
ihn herum geschieht.
Nach der Pause platschen die Schwimmflossen der fünf Soldaten, gleichmäßig
durchs winterlich kalte Wasser. Außentemperatur fünf Grad, Wassertemperatur
zwölf Grad. Seit zwei Stunden schwimmen sie gegen Wind und Wellen. Trotzdem sind
sie erst vier Kilometer vom Strand entfernt, wo sie ins Wasser stapften. Neben
ihnen fährt im Schlauchboot Frank Aßmann und verteilt heißen Tee, den er in
leere Colaflaschen gefüllt hat.
Die letzten Liegestütze
Die Ereignisse vom 11. September sind auch am Stützpunkt in Eckernförde
bemerkbar. Am Kasernentor wird jetzt scharf kontrolliert. Während im Sommer noch
ein einfacher Pförtner dort stand, sind es mittlerweile mehrere Wachleute. Die
Soldaten wirken angespannt, bemühen sich jedoch, gelassen aufzutreten. Im
Dienstzimmer wartet Korvettenkapitän Stephan Annighöfer auf die Ankunft der
Schwimmer. Er ist der Kommandeur aller Kampfschwimmer und Minentaucher. Er sagt,
in der Truppe herrsche keine Unruhe, man sei schließlich vorbereitet, sei ja
bereits in Somalia und im Golfkrieg dabei gewesen. Mehr will er nicht sagen,
darf er auch nicht, wenn er seine Karriere nicht riskieren will. Order vom
Bundeswehrinspekteur.
Bei den Schwimmern im Wasser ist nach mehreren Stunden in der Kälte der Rhythmus
weg. Die Flossen platschen müde auf das Wasser. Die Männer halten sich an einem
dicken Tau fest. So müssen jetzt die Stärkeren die Schwächeren mitziehen. Seit
fast vier Stunden sind die Rekruten im Wasser. Keiner zählt mehr Wolken, Wellen
oder denkt noch an Familie oder Freundin. Am Ende der Bucht ist deutlich die
Mole des Marinestützpunktes zu erkennen. Das Ziel. Als sie aus dem Wasser
steigen, spürt keiner mehr Beine und Arme. Jeder ist körperlich am Ende, hat
alle Mittel aufgebraucht, um sich zu motivieren. "Du bist so platt, dass dir
selbst träumen schwerfällt", keucht Ascher. Sein Gesicht ist mit einer feinen
Salzschicht bedeckt. Nach 4 Stunden 15 Minuten stapfen die Rekruten mit
wackeligen Beinen aus dem Wasser, versuchen, aufrecht zu gehen, obwohl sie an
Ort und Stelle einschlafen könnten. Der Kommandeur, der Chefausbilder, die
zukünftigen Kollegen - alle stehen am schmalen Strand zur Begrüßung. Die letzten
50 Liegestütze, die letzte Schinderei. Dann ist es vorbei. Die fünf jubeln,
voller Genugtuung über ihren Erfolg und über all die Aßmanns dieser Welt, die
ihnen jetzt nichts mehr anhaben können. Kein Gedanke an den möglichen
Kriseneinsatz, keiner an die 32 gescheiterten Kollegen. Jetzt zählt nur noch
eines, sagt Ascher: "die heiße Dusche".
Die Minentaucher
verlangen von Ihnen Mut, Tatkraft, Selbstständigkeit im Denken und Handeln sowie
Selbstvertrauen, die Bereitschaft, sich körperlichen Herausforderungen zu
stellen und den Willen zur Leistung!
Dafür bieten die Minentaucher Ihnen einen abwechslungsreichen Job mit
vielseitigen Einsätzen, die an kein festes Gebiet gebunden sind und größte
Anforderungen stellt, aber auch höchste Anerkennung bringt.
Möchten Sie sich den Anforderungen der Minentaucherausbildung stellen?
Voraussetzungen für die Einstellung als Minentauchermaat oder -bootsmann
Sie sind Deutsche oder Deutscher im Sinne des Art. 116 Grundgesetz, | |
Sie haben das 17. Lebensjahr vollendet und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet, | |
Sie besitzen einen Realschulabschluss (oder einen als gleichwertig anerkannten Bildungsstand) oder | |
Sie haben eine Hauptschule mit Erfolg besucht (oder einen als gleichwertig anerkannten Bildungsstand) und verfügen über einen förderlichen Berufsabschluss. |
Zusätzlich müssen Sie folgende Anforderungen erfüllen:
Sie sind medizinisch für diese Tätigkeit geeignet, | |
Sie laufen 5000 m unter 25 Minuten, | |
Sie schwimmen 300 m unter 8 Minuten, |
Sie bewältigen mindestens
25 m Streckentauchen, | |
auf 3 Meter Wassertiefe Abtauchen aus der Schwimmlage, | |
Abbergen von 2 auf Grund liegenden Tauchringen (je 5 kg) in einer Entfernung von 10 m und diese an den Beckenrand verbringen, | |
min. 45 sek Zeittauchen. |
Eignungsfeststellung
Zunächst wird Ihre Eignung als Soldat auf Zeit an einem der Zentren für
Nachwuchsgewinnung festgestellt. Anschließend werden Sie im
Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine auf ihre Verwendungsfähigkeit
untersucht. Bei gegebener Eignung und gesundheitlicher Fähigkeit beginnen sie
mit der Allgemeinmilitärischen Ausbildung und einem sechswöchigen
Schwimmtaucherlehrgang in Neustadt/Holstein. Dort werden Ihnen die Grundzüge des
militärischen Tauchens vermittelt. Im Anschluss daran beginnen sie die
eigentliche Minentaucherausbildung.
Die
Minentaucherausbildung:
Zu Beginn Ihres weiteren Werdegangs durchlaufen Sie eine fünfwöchige
Minentauchervorausbildung in Eckernförde. Danach folgt die
Minentauchereinsatzausbildung. Während dieser beiden Abschnitte erlernen Sie die
Grundzüge von Minentauchereinsätzen.
Anschließend erwerben Sie den Kraftbootführerschein und durchlaufen die
Ausbildung zum "Sprenghelfer der Marine mit Taucheinsatz". Diese Lehrgänge
berechtigen Sie zum Führen von Kraftbooten der Marine bzw. befassen sich mit der
Verwendung von Sprengstoff als Taucher.
Haben Sie alle diese Abschnitte erfolgreich durchlaufen, werden Sie in
Eckernförde im Rahmen der Schiffsicherungsausbildung zum Truppführer geschult.
Jetzt haben Sie ihre Minentaucherbasisausbildung abgeschlossen und gehen an Bord
eines Minenjagdbootes oder in die Minentaucherkompanie und werden dort als
Minentaucher eingesetzt.
Ausbildung zum Minentaucherbootsmann
Die Ausbildung zum Minentaucherbootsmann baut auf der Ausbildung zum
Minentauchermaat auf. Sie durchlaufen an der Marineunteroffizierschule in Plön
den Unteroffizierlehrgang 2 und besuchen noch weitere Lehrgänge im
Minentaucherbereich:
Minentauchereinsatzleiter | |
Sprengleiter Marine mit Taucheinsatz | |
Fachkundiger Munition (Feuerwerker) | |
Kampfmittelbeseitiger, Marinemunition |
Außerdem besuchen Sie noch folgende Lehrgänge:
- an der Technischen Schule des Heeres in Aachen:
Kampfmittelbeseitiger, konventionelle Munition |
- am Ausbildungszentrum für Schiffsicherung in Neustadt/Holstein:
Schiffsicherungsgruppenführer |
Haben Sie alle
diese Lehrgänge bestanden, werden Sie als Minentaucherbootsmann an Bord eines
Minenjagdbootes oder in der Minentaucherkompanie eingesetzt.
Außerdem werden Sie zur Erfüllung des Einsatzauftrages noch folgende
Sonderlehrgänge besuchen:
Kraftfahrer BCE (Lkw) | |
Beseitigung unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen (IEDD) | |
Fallschirmspringer | |
Einzelkämpfer | |
Helmtaucher (Staatlich geprüfter Taucher) |
ab 42. Monat |
Verwendung als Minentaucherbootsmann oder -offizier an Bord von Minenjagdbooten oder in der Minentaucherkompanie |
||
ab 40. Monat |
Sonderlehrgang (Kampfmittelbeseitigung EOD) |
Ausbildung in anderen Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr |
Weiterführende Ausbildung zum Erwerb der Fähigkeiten eines Minentaucherbootsmann / -offizier |
ab 33. Monat |
Feuerwerkerlehrgang und Lehrgang Kampfmittelbeseitigung Marine |
Ausbildung in der Ausbildungsinspektion der Spezialisierten Einsatzkräfte der Marine |
|
ab 32. Monat |
Sprengleiterlehrgang mit Tauchereinsatz |
||
ab 29. Monat |
Minentauchereinsatzleiterlehrgang |
||
ab 28. Monat |
Schiffssicherungsgruppenführer |
Ausbildung in anderen Ausbildungseinrichtungen der Marine |
|
ab 25. Monat |
Unteroffizierlehrgang 2 (Marineunteroffiziersschule in Plön) Ausbildung zum Vorgesetzten im Dienstgrad |
||
ab 46. Woche |
Verwendung als Minentauchermaat an Bord eines Minenjagdbootes oder in der Minentaucherkompanie |
||
ab 42. Woche |
Unteroffizierlehrgang 1 (Marineunteroffizierschule in Plön) allgemeine Aufgaben als Vorgesetzte(r) |
Ausbildung in anderen Ausbildungseinrichtungen der Marine |
Erwerb der Fähigkeit für dieTätigkeiten als Minentauchermaat |
ab 41. Woche |
Schiffssicherungstruppführer |
||
ab 38. Woche |
Kraftbootführerschein |
Ausbildung in der Ausbildungsinspektion der Spezialisierten Einsatzkräfte der Marine |
|
ab 36. Woche |
Sprenghelferlehrgang mit Tauchereinsatz |
||
ab 24. Woche |
Minentauchereinsatzausbildung |
||
ab 19. Woche |
Minentauchervorausbildung |
||
ab 13. Woche |
Schwimmtaucherlehrgang (Ausbildungszentrum Schiffsicherung der Marine in Neustadt/Holstein) Erwerb der Fähigkeiten um Tauchereinsätze mit Atemluftschwimmtauchgeräten durchführen zu können |
||
Einstieg |
allgemeine militärische Grundausbildung ( Marinetechnikschule in Parow) |
Deutsche Minentaucher sind aus dem Kosovo zurück
2010 06 13 , Eckernförde , KN
Eine Handgranate lehnt an einer Hauswand im Kosovo. Sie ist scharf, könnte jeden Augenblick explodieren. Drum herum stehen Kinder und Erwachsene. „Die Leute sind neugierig und sie haben andere Sicherheitsansichten als wir. Die Situation war sehr brenzlig“, erzählt Guido W.. Der Hauptbootsmann der deutschen Marine, der seinen vollständigen Namen aus Sicherheitsgründen nicht genannt haben möchte, ist einer von drei Minentauchern aus dem Stützpunkt Eckernförde, die gerade aus ihrem Einsatz im Kosovo zurückgekehrt sind. Minentaucher arbeiten nicht nur unter Wasser, sondern entschärfen Minen und andere Munition auch an Land.
Zusammen mit der örtlichen Polizei sichern die Spezialisten das Gebiet zunächst ab, dann werden die Munitionsfunde wie die Granate meist noch an Ort und Stelle gesprengt. „Wir verwenden zum Beispiel einen Metallring, der die Wirkung verringert, oder eine Splitterschutzdecke“, berichtet der 37 Jahre alte Guido W.. Mit einem formbaren Plastiksprengstoff wird die Munition dann kontrolliert in die Luft gejagt oder - wenn möglich - zu einem örtlichen Sprengplatz gebracht.
Anfang Februar hatten Guido
W. und seine Kameraden, Jens H. (29) aus Altenholz (Kreis Rendsburg-Eckernförde)
und Stefan B. (25) aus Hameln (Niedersachsen), die Kampfmittelbeseitiger des
Heeres im KFOR- Einsatz der Nato abgelöst. Fast jeden zweiten Tag haben sie in
ihrem viermonatigen Einsatz Munition entschärft. „Meist kommen die Hinweise aus
der kosovarischen Bevölkerung. Bei einem Fund schauen wir zunächst in die
Datenbank: Was ist das für Munition?“, erzählt der Soldat. Die Palette der
gefundenen Sprengkörper reicht dabei von Granaten über Raketen bis zu
Panzerminen.
Gerade im Kosovo gibt es auch Jahre nach dem Kriegsende noch viele Altlasten.
Manche finden Munition in ihren Kellern und legen sie einfach an den
Straßenrand. „Die Leute waren dankbar, wenn wir uns darum gekümmert haben. Ich
hatte das Gefühl, dass die KFOR-Truppen erwünscht sind“, betont Guido W.. „Auch
Kinder finden oft alte Munition im Wald beim Spielen“, berichtet er. Bei ihrem
größten Fund hoben die Minentaucher ein Munitionsdepot mit Patronen,
Panzerfäusten und Mörsergranaten aus. „Der Einsatz dauerte drei Tage“, erzählt
der Spezialist.
Obwohl er natürlich froh ist, wieder in Deutschland zu sein - die Zeit im Kosovo möchte Guido W. nicht missen. „Ich habe viel Lebenserfahrung und berufliche Erfahrung gesammelt. Und ich habe erkannt, wie gut es uns in Deutschland geht“, sagt er.
Minentaucher aus Eckernförde waren zuvor schon einmal im Kosovo, mehrere
Einsätze gab es auch in Afghanistan und Bosnien. Von 2006 bis 2010 waren die
Tauchprofis zudem vor dem Libanon im UN-Einsatz.
„Die Aufgaben sind spannend. Bei jedem Einsatz hatte ich ein Kribbeln im Bauch“,
berichtet Guido W.. Dennoch ist der Job derzeit bei der Bundeswehr nicht
besonders gefragt. Von 120 Stellen sind nur 32 besetzt. Das liegt zum einen an
der im Vergleich zu anderen Bereichen schlechteren Bezahlung, aber auch an den
körperlichen und geistigen Voraussetzungen, die viele Bewerber nicht mehr
mitbringen. Bei weiterem Personalrückgang droht der Bundeswehr der Verlust
dieser einzigartigen Einheit, befürchtet die Marine.
2015 03 03 Spezialisten finden Minen und Bomben in Ostsee
2015 09 23 Marine-Manöver: Minen suchen, Wald durchkämmen
25.10.2015 21:31